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Erste Generation des Lancia Klassikers feierte 1950 in Turin Weltpremiere

Der Aurelia war als Limousine, Coupé und Spider ein Star der 50er Jahre

50 Jahre Lancia Aurelia

lancia aurelia  50 jahre aurelia,press photo:lancia 06/00Italien im Sommer 1950, zwölf Stunden vor der offiziellen Eröffnung des Turiner Salons: Lancia enthüllt in einer abendlichen Weltpremiere vor internationalem Publikum das erste Modell einer neuen Mittelklasse-Baureihe: den Aurelia B10 Berlina. Die Presse bescheinigt der noblen Limousine in den folgenden Tagen sensationell innovative Eigenschaften. Der Grund: Im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern bricht der Lancia Aurelia optisch und technisch radikal mit den veralteten Fahrzeugkonzepten der Nachkriegszeit. In seiner selbstragenden Karosserie arbeitet der erste serienmässig eingesetzte und sehr schmal bauende V6-Motor der Welt; sein Zylinderwinkel beträgt 60 Grad, seine Leistung 56 PS, sein Hubraum 1.755 ccm. Die Hinterräder werden an einer modernen Schräglenkerachse geführt. Direkt vor dieser Einzelradaufhängung befinden sich das Getriebe und die Kupplung. Das Transaxle-Prinzip - Motor vorne, Getriebe und Kupplung hinten - bewirken eine besonders ausgewogene Achslastverteilung. Optimale Traktion garantieren erstmals Michelin X-Stahlgürtelreifen. In den 50er Jahren ebenfalls ein Novum: die aufpreisfreie Tönung der Aurelia-Scheiben.

lancia aurelia, press photo:lancia 06/00Das Technikpaket wird umhüllt von einem besonders eleganten Karosseriedesign; die Fachpresse ist sich einig: diese von Pininfarina entworfene Limousine strahlt den Esprit der Oberklasse aus. Waren bis dato verschnörkelte und verspielte Formen die Regel, dominieren hier nun homogene, aerodynamisch ausgewogene und zeitlos elegante Designelemente. Ein Grundlayout, das als Limousine, Coupé und Spider bis 1958 Automobilgeschichte schreiben wird. Der Lancia Aurelia Berlina B10 im Detail: Wie in jenen Tagen typisch, besitzt der in Turin vorgestellte Lancia Aurelia leicht ovale Rundscheinwerfer mit einer Chromeinfassung. Sie rahmen den für die Marke charakteristisch nach unten v-förmig zulaufenden Kühlergrill ein. Die Scheinwerfer sind in die kraftvoll gezeichneten Kotflügel integriert; seitlich finden sie bis in das erste Drittel der Fahrer- und Beifahrertür ihre stilistische Fortsetzung.

Oberhalb der Gürtellinie wirkt die neue Limousine ebenfalls auffallend elegant, weil sie von einer, für damalige Verhältnisse, extrem grossen Fensterfläche geprägt wird. Der Trick: Es gibt keine B-Säule. Die Fondtüren sind hinten verankert und werden zur Fahrzeugmitte hin verriegelt oder geöffnet. Daher wirken die Fensterstege filigraner als bei anderen Autos dieser Zeit; gleiches gilt für die schmalen Fensterrahmen. Innen zeigt der 4,42 Meter lange Aurelia aussergewöhnlich gute Platzverhältnisse. Hinten logieren die Gäste mit einer beinahe fürstlichen Beinfreiheit in regelrechten Sesseln. Sie besitzen im vorderen Bereich der Sitzauflage bereits eine abgesteppte, nach oben ragende Aufpolsterung, um den Oberschenkeln mehr Halt zu geben. Dank der nicht vorhandenen B-Säule ist der Zustieg in den Fond zudem sehr bequem.

Vorne prägt den Aurelia ein luftig gestyltes Cockpit ohne jede Schwere, typisch italienisch. Im Lenkrad findet sich der Schriftzug "Aurelia" wieder. Zentral in der Mitte vor dem Fahrer informieren drei Rundinstrumente über alles Wesentliche: der Tacho in der Mitte, links daneben die Uhr und rechts die Kombianzeige für Kraftstoff und Motortemperatur. Optional gibt es sogar ein Autoradio vom Typ Condor. Alle Instrumente sind auf einen Blick einzusehen. Ebenfalls keinerlei Rätsel geben dem Menschen am Volant die Bedienungselemente auf. Geschaltet wird, wie es sich für ein Auto dieser Zeit gehört, über einen Lenkstockhebel, was im übrigen sehr exakt funktioniert. Aufgrund seiner durchdachten Ergonomie und des aufwendig konstruierten Fahrwerks wird der 135 km/h schnelle Aurelia zum Vorreiter einer neuen Limousinen-Generation, die sich leichter und dynamischer als bislang gewohnt, fahren lässt.

Der Lancia Aurelia Berlina B21 ab 1951: Nur ein Jahr nach der Markteinführung des Aurelia B10 reagiert Lancia auf die Kundenwünsche nach noch mehr Leistung mit dem Aurelia B21. Der Motor des konzeptionell mit dem B10 identischen Modells hat nun zwei Liter Hubraum und leistet 70 PS; die Höchstgeschwindigkeit klettert auf 145 km/h und kann erstmals mit den Sportwagen dieser Epoche Schritt halten. Noch heute gilt dieser Lancia Aurelia als Wegbereiter der hochklassigen Sportlimousine und als Lancia par Excellence. Sogar eine Repräsentationslimousine mit verlängertem Radstand, B15 genannt, entsteht auf dieser Basis.

Der Lancia Aurelia Berlina B22 ab 1952: Ein Rückblick auf die Zulassungszahlen des Jahres 1951 zeigt den Vertriebsfachleuten, dass der stärkere Lancia Aurelia B21 innerhalb kürzester Zeit einen Anteil von 75 Prozent am Gesamtvolumen der Baureihe erreicht hatte. Damit wird endgültig klar, dass die Kunden eindeutig die dynamischeren Modelle des Lancia Aurelia favorisieren. Das Unternehmen reagiert prompt, steigert die Leistung mit dem B22 dank eines Weber-Doppelvergasers auf 90 PS und die Höchstgeschwindigkeit gen 160 km/h.

Die zweite Generation, der Lancia Aurelia Berlina B12 ab 1954: Parallel zum Design modifiziert Lancia auch die Technik der zweiten Aurelia-Generation. Das wichtigste konstruktive Highlight des B12 ist die komplett neue DeDion-Hinterachse, abgeleitet vom Rennsportwagen D24. Obwohl die Höchstgeschwindigkeit mit 160 km/h auf dem Niveau des älteren B21 liegt, verbessert sich das Durchzugsvolumen des nun knapp 2,3 Liter grossen und 87 PS starken V6 deutlich.

lancia aurelia,press photo:lancia 06/00Äusserlich gibt sich der neue Lancia Aurelia Berlina B12 an den jetzt wirklich runden Scheinwerfern, modifizierten Kotflügeln, rechteckigen Nebelschein- werfern und praktischen Ausstellfenstern in der Fahrer- und Beifahrertür zu erkennen. Das Modell wird bis zum Produktionsstopp im Jahre 1955 rund 2.400 Mal gebaut; insgesamt werden es zwischen 1950 und 1955 genau 11.700 Aurelia-Limousinen; in jenen Tagen ist das auch im internationalen Vergleich ein Erfolg. Der Lancia Aurelia als Coupé und Spider: 1951, ein Jahr nach der Limousine, debütiert der Lancia Aurelia B20 GT; ein Coupé, mit dem Lancia seinen Platz unter den innovativsten Automobilherstellern festigen wird. Das atemberaubende Design entsteht in der Carozzeria Ghia, wird aber kurze Zeit später durch Pininfarina deutlich überarbeitet und dort auch von Hand gebaut. Neben diversen Coupé- und Cabrio-Sonderkarosserien auf Basis der Aurelia-Limousinen, ist es dieser über sieben Jahre als geschlossener und offener Zweitürer gebaute Sportwagen, der nach dem zweiten Weltkrieg die dynamische Tradition der Marke Lancia fortführt.

Technisch teilt sich das neue Coupé die Plattform mit der B21-Limousine. Den V6-Motor kennzeichnen im Sportwagen eine höhere Verdichtung, zwei Weber-Vergaser und eine Leistung von 75 PS. Der Wagen wiegt nur 1.000 Kilogramm und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h. Nur zum Vergleich: Der Porsche 356 in der 1300er Version bringt es 1951 auf eine Höchstgeschwindigkeit von 145 km/h. Als klassischer 2+2-Sitzer konzipiert, bietet der Lancia Aurelia, zumindest auf kurzen Strecken, vier Erwachsenen Platz. Doch er versteht sich vielmehr als Gran Tourismo, der vorne viel und hinten eher wenig Raum zu Verfügung stellt.

Nach 500 gebauten Exemplaren, damals eine durchaus beachtliche Stückzahl, folgt 1952 die zweite Serie des Coupés, nun mit 80 PS, zahlreichen optischen Modifikationen und einem tiefer gelegten Fahrwerk. Ein weiteres Jahr später geht die dritte Generation an den Start; aus dem Aurelia wird im Volksmund endgültig die Aurelia, der Lancia schlechthin. Die Formen wirken noch dynamischer, gleichzeitig aber eleganter und die Leistung des nun 2,5 Liter grossen Sechszylinder steigt auf 118 PS. Auch der Name ändert sich: Lancia Aurelia B20 2500 GT. Die 185 km/h Höchstgeschwindigkeit können wohl nur dann richtig interpretiert werden, wenn erneut die Vergleichsdaten des wichtigsten Konkurrenten aus Deutschland zur Verfügung stehen: Der Porsche 356 1500 Super erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 175 km/h. In der vierten Serie bekommt das Coupé dann die verbesserte DeDion-Hinterachse der Limousine. Resultat: Das ehemals stark übersteuernde Fahrverhalten wird wesentlich neutraler. Interessantes Detail am Rande: Berühmte Karosserieschmieden wie Bertone sind in dieser Zeit Zulieferer für Pininfarina. Zahlreiche weitere Spezialisten steuern technische Feinheiten bei, mit denen sich die Leistung, etwa durch die Nardi-Doppelvergaser-Anlage, auf 132 PS steigern lässt. Es folgen in den Jahren danach zwei weitere Serien, die aber nie wieder die extremen Leistungsmerkmale der vierten erreichen.

Dafür ergänzt 1954 eine dritte Karosserievariante die Aurelia-Baureihe: der B24 Spider. Er debütiert im Januar auf dem Automobilsalon in Brüssel. Wieder zeichnet Pininfarina für das Design verantwortlich. Der Zweisitzer wird zu einem der faszinierensten offenen Sportwagen der 50er Jahre. Ursprünglich nur für den amerikanischen Markt konzipiert und deshalb parallel auch America genannt, erhält er einen auf 108 PS gedrosselten Motor.

Nach nur kurzer Bauzeit und 240 produzierten Wagen folgt eine stark überarbeitete Variante mit optischen und technischen Korrekturen; vor allem das Verdeck hält nun den Wetterkapriolen wesentlich besser stand. Weil nun alles besser funktioniert, wird aus dem Spider der Convertible.

Während der gesamten Produktionszeit des Lancia Aurelia feiern die Coupés diverse Erfolge im internationalen Motorsport. Bei allen grossen Rennsport-Klassikern, der Mille Miglia, der Carrera Panamericana, der Targa Florio oder der Rallye Monte Carlo, sind die italienischen Sportwagen am Start - und nicht selten, wie etwa 1953 nach der Panamericana, 1954 nach der Monte und Mille Miglia, auf Platz eins des Gesamtklassements.

Quelle: Fiat Automobil AG, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Presseabteilung Lancia, 06-2000

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